Cannabispflanzen sind zwar robust, reagieren aber empfindlich auf suboptimale Umweltbedingungen. Stress durch falsche Temperatur, Luftfeuchtigkeit (RH), Beleuchtung oder BewĂ€sserung kann nicht nur das Wachstum hemmen und den Ertrag reduzieren, sondern auch die AnfĂ€lligkeit fĂŒr SchĂ€dlinge und Krankheiten erhöhen. Ein stabiles und an die jeweilige Wachstumsphase angepasstes Klima ist der SchlĂŒssel zu gesunden, potenten Pflanzen.
Diese Seite hilft dir, hÀufige umweltbedingte Stressfaktoren zu erkennen, ihre Ursachen zu verstehen und LösungsansÀtze zu finden. Die Einhaltung der optimalen Parameter (siehe auch Klimamanagement im Detail) ist hier entscheidend.
Genereller Tipp bei Umweltstress: Handle ĂŒberlegt! Viele Grower neigen dazu, bei Problemen sofort die DĂŒngermenge zu erhöhen. Oft ist aber ein Umweltfaktor (pH, Temperatur, Wasser, Licht) die eigentliche Ursache. Eine falsche Reaktion kann das Problem verschlimmern. ĂberprĂŒfe immer zuerst die Grundlagen!
Extreme oder stark schwankende Temperaturen sind hÀufige Stressoren.
Hitzestress (Zu hohe Temperaturen >30-32°C)
Symptome: BlattrÀnder krÀuseln sich nach oben ("Kanus"), BlÀtter welken trotz feuchtem Substrat, trockene braune Flecken, verlangsamtes Wachstum, reduzierte Harzproduktion, "Foxtailing" bei extremer Hitze.
Ursachen: Unzureichende Abluft, Lampe zu nah (besonders NDL/MH), hohe AuĂentemperaturen, zu kleines Zelt fĂŒr LampenabwĂ€rme.
Lösung: Abluftleistung erhöhen/optimieren (regelbarer EC-LĂŒfter!), Lampe höher hĂ€ngen (LEDs erzeugen weniger AbwĂ€rme), Lichtphase in kĂŒhle Nachtstunden verlegen, mehr Umluft. Ggf. Raumklimatisierung.
KÀltestress (Temperaturen dauerhaft <18°C Tag / <15°C Nacht)
Symptome: Stark verlangsamtes/gestopptes Wachstum, BlĂ€tter dunkel/violett (P-Aufnahme gehemmt), Pflanzen schlapp, erhöhte AnfĂ€lligkeit fĂŒr WurzelfĂ€ule.
Ursachen: Kalte Umgebung (Keller, Winter), kalte Zuluft.
Lösung: Heizmatte unter Töpfen (bes. SĂ€mlinge), Zelt an wĂ€rmeren Ort, Lichtphase in kĂ€lteste Stunden legen. Ggf. kleine HeizlĂŒfter mit Thermostat im Raum (nicht direkt ins Zelt!), Isolierung (Boden mit Styropor), Zuluft vorwĂ€rmen.
Das Dampfdruckdefizit (VPD) ist entscheidend fĂŒr die Transpiration und NĂ€hrstoffaufnahme.
Zu hohe Luftfeuchtigkeit (RH)
Risiken & Symptome: Besonders kritisch in der BlĂŒte: **Schimmelbildung (Mehltau, Budrot)!** Reduzierte Transpiration, verlangsamte NĂ€hrstoffaufnahme, Tropfenbildung, langsames Substrattrocknen, WurzelfĂ€ulegefahr.
Ziel-RH BlĂŒte: FrĂŒh 50-60%, Mittel 45-55%, SpĂ€t 40-50%.
Lösung: Abluftleistung erhöhen, mehr Umluft, GieĂmenge anpassen, Luftentfeuchter (mit Hygrostat), Defoliation.
Zu niedrige Luftfeuchtigkeit (RH)
Symptome & Risiken: Pflanzen transpirieren zu stark, können welken, BlattrĂ€nder trocken/eingerollt, NĂ€hrstoffbrand-Symptome können verstĂ€rkt werden, begĂŒnstigt Spinnmilben.
Ziel-RH Vegi: 60-70%.
Lösung: Luftbefeuchter (Ultraschall mit RO-Wasser & Hygrostat), Pflanzen in Vegi besprĂŒhen, Abluftleistung reduzieren (Temperatur beachten!).
VPD â Der SchlĂŒssel zur optimalen Transpiration
Ein optimaler VPD-Wert ist entscheidend. Zielwerte (ca.): SĂ€mlinge 0.4-0.8 kPa, Vegi 0.8-1.2 kPa, BlĂŒte 1.0-1.6 kPa. Nutze Online-VPD-Rechner und passe Temperatur/RH an.
Lichtbrand / Zu hohe LichtintensitÀt
Symptome: Oberste, lichtexponierte BlĂ€tter werden gelb/hellbraun ("ausgebleicht"), oft von RĂ€ndern her. Blattadern bleiben manchmal grĂŒn. BlĂ€tter trocken/spröde.
PPFD-Obergrenze (ohne COâ): ca. 1000 ”mol/mÂČ/s in der BlĂŒte.
Lösung: Lampe höher hĂ€ngen (Mindestabstand beachten!), LichtintensitĂ€t dimmen, PPFD-Werte prĂŒfen.
Lichtmangel / Zu geringe LichtintensitÀt
Symptome: **"Spargeln"** (dĂŒnne, lange Stiele, groĂe Internodien), blasse BlĂ€tter, schwaches Wachstum, luftige Buds.
PPFD-Untergrenzen: SĂ€mlinge ca. 150, Vegi ca. 250, BlĂŒte ca. 700 ”mol/mÂČ/s.
Lösung: Lampe tiefer hÀngen (Mindestabstand!), IntensitÀt erhöhen, ggf. stÀrkere Lampe.
Falscher Lichtzyklus / Lichtlecks in der Dunkelphase (kritisch in BlĂŒte!)
Symptome & Risiken: BlĂŒte wird nicht eingeleitet/verzögert, **Re-Vegging** (vegetatives Wachstum aus BlĂŒten), **Zwitterbildung** (Hermaphroditismus) -> samenreiche BlĂŒten.
Ursachen: Fehlerhafte Zeitschaltuhr, Licht dringt in Dunkelphase ins Zelt (ReiĂverschlĂŒsse, Löcher, Status-LEDs von GerĂ€ten).
Lösung: Zeitschaltuhr prĂŒfen (12/12 fĂŒr BlĂŒte, 18/6 fĂŒr Vegi). Zelt auf absolute Lichtdichtigkeit prĂŒfen (von innen bei Raumlicht schauen). Alle Lichtlecks abdichten, LEDs von GerĂ€ten abkleben.
ĂberwĂ€sserung (hĂ€ufiger AnfĂ€ngerfehler)
Symptome: BlĂ€tter hĂ€ngen schlaff, fĂŒhlen sich aber prall an. BlĂ€tter krallen nach unten ("Trauerweide"). Vergilbung unterer BlĂ€tter. Langsames Wachstum, WurzelfĂ€ulegefahr. Substrat bleibt lange nass.
Lösung: Erst gieĂen, wenn oberste 2-5cm Substrat (Erde) bzw. 1-2cm (Coco) trocken sind (Topfgewicht!). Weniger hĂ€ufig, aber grĂŒndlich mit 10-20% Drain (besonders bei Coco). Gute Drainage sicherstellen.
UnterwÀsserung
Symptome: BlĂ€tter hĂ€ngen schlaff, fĂŒhlen sich trocken/papierartig an. Welken, Vergilben, Vertrocknen von unten nach oben. Substrat sehr trocken/leicht.
Lösung: Umgehend grĂŒndlich gieĂen bis Drain. GieĂfrequenz/-menge anpassen.
Falscher pH-Wert des GieĂwassers/der NĂ€hrlösung
Symptome: VielfĂ€ltige NĂ€hrstoffmangel-Ă€hnliche Symptome (Vergilbung, Flecken), obwohl gedĂŒngt wird (NĂ€hrstoff-Lockout).
Optimale pH-Werte: Coco 5.5-6.2 (ideal 5.8-6.0); Erde 6.0-7.0.
Lösung: pH-Wert IMMER vor dem GieĂen messen und mit pH-Up/Down anpassen. MessgerĂ€t regelmĂ€Ăig kalibrieren. Bei starkem Lockout: Substrat mit pH-korrigiertem Wasser spĂŒlen.
Detaillierte Informationen zu pH, EC und Wasseraufbereitung findest du auf unserer Seite WasserqualitÀt & -aufbereitung im Detail.